Preisträgerin KUNSTPREIS der Wirtschaft GELSENKIRCHEN
Am 6. März 2025 wurde mir im Zuge der Gala der Wirtschaftsinitiative der KUNSTPREIS der Wirtschaft GELSENKIRCHEN verliehen. Geehrt wird das Gesamtwerk eines Künstlers/-in mit Bezug zu Gelsenkirchen. Mit 5.000€ dotiert, umfasst der Preis zusätzlich eine Ausstellung mit Katalog. Die Ausstellung wird am 25. September 2025 stattfinden.
04. - 25. Mai 2025 // Kunstraum EN
Vernissage: Sonntag, 04. Mai, 16 Uhr
Einführung: Jette Flügge, Künstlerin und Leiterin der Druckwerkstatt des Seminars für Kunst und Kunstwissenschaft an der TU Dortmund
Vom 4.-25. Mai 2025 wird die Künstlerin Jannine Koch erstmalig Radierungen und Materialdrucke aus den letzten vier Jahren einander gegenüberstellen und damit die zweiteilige Aufteilung des Kunstraum EN bewusst nutzen.
Bereits seit ihrem Studium an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst beschäftigt sich Jannine Koch intensiv mit Druckgrafik. Ausgangspunkt ihrer Ätzradierungen ist das faszinierende Universum der Kartographie in all seinen Ausprägungen: Von Grundrissen repräsentativer Bauten oder historischer Karten bis hin zu google maps. Details aus diesem Material verbindet Jannine Koch anschließend mit der organischen Form von Insekten, woraus die sogenannten „Kerbtiere“, Zwitterwesen zwischen Natur und Technik, entstehen. Zuletzt haben auch Figuren Einzug in ihr Werk gehalten. Dabei spielen sowohl historische als auch fiktive Persönlichkeiten eine Rolle. Durch die Kombination von Figur, Grundriss und Farbigkeit entstehen komplexe Bildräume, die Fragen von Macht und Repräsentanz berühren.
Die Materialdrucke hingegen atmen eine ganz andere Freiheit. Die Beschäftigung damit bekam 2024 durch ein Stipendium für künstlerische Forschung der Stadt Gelsenkirchen sowie einen Improvisationsworkshop für Musik neue Impulse und es entstand der Wunsch, Klangfarben, Stimmungen oder Bewegung aus der Musik in Bilder zu übersetzen. Und tatsächlich ähnelt die Herangehensweise an die Materialdrucke dem Improvisieren in der Musik recht stark: Zunächst beginnt die Künstlerin mit der Auswahl der Farben und Formen, die anfangs recht zufällig arrangiert werden. In den folgenden – bis zu zwanzig – Druckvorgängen kommen weitere Elemente hinzu, die immer bewusster gesetzt werden, ohne die Zufälligkeit des Anfangs vollständig aufzugeben. Als Ausgangsmaterial dienen der Künstlerin eigene Schablonen, Buchstaben, Verpackungsreste, Zeitungen oder Papiere.
"Spiel-Räume" - Die 38. Leipziger Grafikbörse
12. April - 07. September 2025 // Kloster Ilsenburg
„Spiel-Räume“ – so lautet das Thema der 38. Leipziger Grafikbörse. Die vom 23. November 2024 bis 26. Januar 2025 stattfindende Ausstellung im Museum für Druckkunst Leipzig präsentiert zeitgenössische Grafiken in diversen Techniken und Formaten. Die Einreichungen der 87 KünstlerInnen aus Deutschland, Frankreich, der Ukraine und den Niederlanden greifen das Thema auf ganz unterschiedliche Weise auf: es sind physische „Spiel-Räume“ zu entdecken, die Spielsachen, Spielplätze, Landschaften oder einfach nur Räume zeigen. Das Thema hält aber auch in metaphorischer Hinsicht Einzug, wenn das Papier zum „Spiel-Raum“ wird, auf dem ein Möglichkeitsraum für die Kunstschaffenden entsteht. So zeigen die ausgestellten Arbeiten ebenso viele grafische Assoziationen zum Thema und verdeutlichen damit dessen Vielfalt.
Filmische Dokumentation // Ausstellung STATUS QUO // 2021
Landkarten, Stadtpläne, Radarbilder und Satellitenfotos üben eine große Faszination auf Jannine Koch aus. Die Draufsicht, der von oben auf die Dinge gerichtete Blick, der Naheliegendes erst sichtbar macht und neue Perspektiven auf Vertrautes ermöglicht, bietet der Künstlerin vielfältige Anknüpfungspunkte für ihre Arbeiten. Versatzstücke aus kartographischen Darstellungen oder Bilder aus dem Bereich der Überwachungstechnologie finden immer wieder Eingang in die Malerei und die Grafik der Absolventin der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst.
Im Werk von Jannine Koch stehen Malerei und Druckgrafik gleichberechtigt nebeneinander. Auch wenn es zu thematischen oder formalen Überschneidungen kommt, verfolgt die Künstlerin beide Stränge weitgehend unabhängig voneinander. In den Gemälden stehen vielfach (tages-)politische und gesellschaftsrelevante Themen wie digitale Kriegsführung, Cyber-Spionage oder die Veränderung von Lebensräumen im Vordergrund. In den Bildgrund eingefügte Schriftzüge, Zahlencodes oder Schaltpläne verweisen auf die beständig fortschreitende Technisierung und Digitalisierung unserer Lebenswelt. Die grafischen Arbeiten hingegen tragen ihren Inhalt wesentlich subtiler vor. Mit präzisen Linien und Formen scheint Jannine Koch ihre Umwelt regelrecht zu sezieren. Hierfür kombiniert sie kartographische Elemente mit der faszinierenden Welt der Insekten, woraus die sogenannten „Kerbtiere“ , Zwitterwesen aus Natur und Technik, entstehen. Diese werden wie in der Schauvitrine eines Insektenforschers in Rückenansicht wiedergegeben. Durch den Blick aus der Vogelperspektive deckt Jannine Koch unerwartete formale Analogien zwischen diesen sehr unterschiedlichen Themenfeldern auf.
Der stark segmentierte Körperbau der Panzertiere findet in den Raumfolgen der an einer zentralen Mittelachse gespiegelten Architekturentwürfe eine Entsprechung. Kopfkapseln, Greifwerkzeuge und Chitin-Panzer der Insekten entwickeln sich wie selbstverständlich aus den Planzeichnungen mittelalterlicher Festungsanlagen, barocker Kirchenschiffe oder klassizistischer Herrenhäuser. Während in der reduzierten Farbigkeit der Radierungen die einzelnen Elemente wie in einem biologischen Kompendium scharf umrissen und deutlich voneinander geschieden sind, verschmelzen die Bildebenen auf den Gemälden durch die Leuchtkraft der Eitempera-Malerei zu geheimnisvollen, technoid anmutenden Mischwesen.
Die in der Ausstellung „Status Quo“ versammelten Arbeiten aus unterschiedlichen Werkphasen ermöglichen einen umfassenden Einblick in das Schaffen der letzten Jahre.
Text und Kuratur: Simone Scholten_ Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr